Die Verkündigung (Lk 1, 26-38) ... Freundlichkeit zurückgewinnen

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Von Beato Angelico - carulmare ANGELICO, Frau Verkündigung, 1437-46 Aufgenommen am 2. Februar 2008, CC BY 2.0, Wikipedia

 

Die hier veröffentlichten Texte sind dem Bericht entnommen, den Schwester Simona Brambilla, MC, Sekretärin unseres Dikasteriums, im September 2024 vor der polnischen Konferenz der höheren Oberinnen gehalten hat. 

Anhand von vier biblischen Ikonen werden die Herausforderungen umrissen, die das geweihte Leben heute zu bewältigen hat.

 

2. Die Verkündigung (Lk 1, 26-38) ... Freundlichkeit zurückgewinnen

Die Verkündigung ist ein biblisches Bild, das kraftvolle Botschaften enthält, die die Tiefen unserer Existenz als Personen und Gemeinschaften erreichen und verändern können, wenn wir es zulassen. Ich möchte nur einige Resonanzpunkte dieser Szene erwähnen, die uns als geweihte Männer und Frauen herausfordern und dazu aufrufen, in uns, unter uns und in der Welt ein Wiedererwachen von Sensibilität, Zärtlichkeit, Fürsorge und Fürsorge in den Beziehungen zu kultivieren.

In Fra Angelicos Darstellung der Verkündigung (ich beziehe mich auf die Darstellung der Verkündigung im nördlichen Kreuzgang des Klosters San Marco in Florenz) ist, wie in vielen anderen, der Engel Gabriel dargestellt, der vor der Jungfrau kniet und gespannt, fast ängstlich auf ihre Antwort wartet. Ein Bild und eine Bewegung voller Ehrfurcht, Zartheit und Respekt, die die ganze Dichte des Dialogs zwischen den beiden vermitteln, der seinen Höhepunkt erreicht hat. Der Engel Gabriel verkündet die Botschaft Gottes nicht nur mit den Worten, die er spricht, sondern auch mit seiner Haltung. Gott schlägt vor, Gott wartet. Gott kniet vor seinem Geschöpf, vor dem er grenzenlosen Respekt hat, dem er sich mit der größten und ehrfürchtigsten Zartheit nähert und dessen Freiheit verehrt. Das Geschöpf stellt seine Fragen und der Herr hört ihnen mit großer Achtung und Rücksicht zu. Gott nähert sich segnend, klar, ehrfürchtig, bewegt, aufmerksam gegenüber dem Anderen, mit dem er eine Beziehung eingeht.

Die Szene des Engels, der vor Maria kniet, mag uns an andere 'Kniende' im Evangelium erinnern: der Samariter an der Seite des Verwundeten und der Herr, der die Füße der Apostel wäscht... Dies ist Gott, der Gott Jesu Christi. Ein kniender Gott. Sind wir als geweihte Männer und Frauen nicht aufgerufen, diesen Gott in Wort und Leben zu verkünden? Seine demütigste Liebe, seinen Respekt, seine Ehrfurcht, seine Sanftmut, seinen Segen, die königliche Güte des Herrn in uns leben zu lassen?