Die arme Frau (Mk 12, 41-44).... Kleinheit als Segen

Die hier veröffentlichten Texte sind dem Bericht entnommen, den Schwester Simona Brambilla, MC, Sekretärin unseres Dikasteriums, im September 2024 vor der polnischen Konferenz der höheren Oberinnen gehalten hat.
Anhand von vier biblischen Ikonen werden die Herausforderungen umrissen, die das geweihte Leben heute zu bewältigen hat.
3. Die Feuersglut (Joh 21, 9-14) ... das Feuer der Nächstenliebe unter uns
Im Ordensleben wird die akute Krise, die ihren Grund im Rückgang von Mitgliederzahlen und Kraft, oft als etwas Negatives, als etwas Falsches erlebt, das Zweifel, Ratlosigkeit und Unbehagen hervorruft. Eine Art Ersatzmentalität kämpft immer noch darum, der Annahme der Kleinheit als Segen zu entkommen, dem „Kurswechsel“, der Freiheit von bestimmten Formen, geographischen Gegebenheiten, Schemata und Maßnahmen, die heute der Fruchtbarkeit des Charismas nicht zuträglich sind. In diesem dritten Rahmen werden wir uns von der Figur der armen Witwe aus dem Markusevangelium erhellen lassen.
«Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.» (Mk 12, 41-44).
Das Bild der armen Witwe aus dem Evangelium kann tatsächlich zu einem segensreichen Bild unseres Weges als Christenmenschen, als Ordensleute und als Ordensgemeinschaften werden, die in ihrer Kleinheit, Demut, Wesentlichkeit und der Freiheit, alles Gott zu übergeben, Freude und missionarische Fruchtbarkeit finden.
Wir müssen zulassen, dass Er unseren Blick umwandelt und ihn ein wenig mehr zu dem Seinen macht, der in der Lage ist, die unwiderstehliche und demütige, edelmütige und gütige Kraft der armen Witwe, die ihr ganzes Leben in den Schatzkasten wirft, der ganz Gott gehört, und fähig zu werden sofort damit aufzufangen. Ja, die schönen Steine und das große Bauwerk [des Tempels] werden fallen, die arme Witwe tritt stattdessen in das Evangelium ein, sie wird zum Evangelium!