Synodalität als Stil

Wir veröffentlichen einen Ausschnitt des Artikels von Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode. Der vollständige Text ist in „Sequela Christi 2021/02“ zu finden.
Zu sagen, dass die Synodalität in erster Linie eine Frage des Stils ist, bedeutet, sie als etwas zu betrachten, das die Alltäglichkeit des kirchlichen Lebens beschreibt– oder beschreiben sollte – und nicht nur außerordentlicher singulärer Ereignisse. Sicherlich ist ein Stil dazu bestimmt, sich in Strukturen, Prozesse und sogar Ereignisse übersetzen zu lassen, ohne die man die man die Echtheit des Stils berechtigterweise anzweifeln könnte. Aber Stil ist etwas Umfassenderes und Übergreifendes, etwas das einbeziehender und man könnte sagen ganzheitlicher ist: Man könnte es so formulieren: Stil ist schlicht und einfach eine Lebensweise.
Wenn man von einem synodalen Stil spricht, muss man sich bewusst werden, dass die kirchliche Erneuerung, von der so viel die Rede ist – insbesondere jetzt, da der synodale Weg, der in der 16. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode gipfeln soll, auf Wunsch des Heiligen Vaters eingeleitet wurde – die Erfahrung der Kirche tief berührt und sich nicht auf oberflächliche Entscheidungen beschränkt, die nicht mehr als „kirchliche Kosmetik“ wären. Die Aneignung eines bestimmten Stils fällt vielmehr in den Bereich struktureller Eingriffe, nicht aber nur auf miteinander verbundener oder parallel laufender Maßnahmen. Sie ist letztlich Ausdruck des Bedürfnisses der Kirche nach einer tiefgreifenden Reform der Art und Weise, Kirche zu „sein“ und zu „leben“, angesichts eines echten Paradigmenwechsels für das Christentum und die ganze Welt.[1]
[1] Vgl. Franziskus, Ansprache anlässlich an die Teilnehmern des fünften Nationaltreffens der Kirche Italiensn (Florenz, 10. November 2015).